Der Narwal Flow will zwei Welten vereinen: ein Gerät, das man sich gerne ins Wohnzimmer stellt, und einen Roboter, der Böden wirklich sauber hinterlässt. Dies gelingt dem Narwal Flow im Test erstaunlich gut, vor allem beim Wischen – aber nicht ohne kleinere Mankos. Der aktuelle Verkaufspreis von 899 Euro (gilt bis 28. September 2025) ist durchaus fair für die gebotene Leistung.
Schon auf der CES 2025 hat Narwal seine neue Flow-Serie präsentiert. Anschließend ging es in eine ausgiebige Betaphase, bevor das neue Modell pünktlich zur IFA in Berlin auf den Markt kam. Noch bis zum 09. September könnt ihr den Narwal Flow sowie weitere Produktneuheiten auf der IFA entdecken. Narwal findet ihr in Halle 9, Stand 11.
Auftritt & Verarbeitung
In Sachen Design war Narwal schon immer weit vorne mit dabei. Die Roboter sahen eigentlich nie wie öde Technik aus, sondern haben sich durch geschwungene Formen und ein freundliches Auftreten stimmig ins eigene Zuhause eingefügt. Einzig das glänzende Plastik sorgte für Kritik, vor allem bei den anthraziten Gehäusen der jüngeren Modelle. Narwal scheint auf das Feedback gehört zu haben. Denn beim Narwal Flow setzt der Hersteller nun auf ein überwiegend mattes Weiß-Silber-Finish mit dezentem Branding. Das wirkt wertig und ist im Alltag weniger empfindlich gegenüber Staub und Fingerabdrücken.
Dahingegen merkt man, dass Narwal an manchen Stellen vermehrt einspart. Nur eines von vielen Beispielen: Während der allererste Narwal Freo noch ein rundes Mini-Tablet zur Steuerung und Einstellung im Deckel der Station verbaut hatte, kamen die Nachfolger nur noch mit drucksensitiven Buttons für das Ausführen einiger Grundfunktionen. Der Narwal Flow hat nichts dergleichen mehr. Die einzige vollumfassende Steuermöglichkeit ist nun die App.
Leichte Verwirrung überkam mich beim Blick ins Innere der Station: Das Reinigungsmittel hat Narwal in einer Flasche mit Dosierhilfe beigelegt. Das soll wohl bedeuten, dass man das Reinigungsmittel nun händisch in den Frischwassertank geben muss. Bei den Vorgängern erhielt man noch eine Kartusche, die man in die Basisstation einsetzt und sich von alleine dosiert. Witzigerweise gibt es aber nach wie vor eine Aussparung in der Station, wo bei den Vorgängern die Kartusche saß. Auch sonst ähnelt das Gehäuse der Station stark den anderen Narwal-Modellen.
Die weitaus größeren Design-Änderungen finden sich direkt beim Roboter: Aufgrund der völlig neu gestalteten Unterseite hat er einen etwas höheren Aufbau. Allerdings ist der LiDAR-Turm weggefallen, womit seine gesamte Bauhöhe bei lediglich 95 mm landet. Das sind 1,5 cm weniger als beim Freo Z10 Ultra, wodurch er bei mir unter mehr Möbel gelangt. Die rotierende Lasertechnologie ist an die Hinterseite des Roboters gewandert.
Narwal Flow mit dem mitgelieferten Zubehör. (Bild: Apfellike.com)
Neue Wischwalze und Saugleistung auf Top-Niveau
Bei der neuen Wischeinheit handelt es sich um eine schienenbasierte Walze namens „Track Mop“. Sie kombiniert einen Anpressdruck von bis zu 12 N mit 45 °C Warmwasser, das aus 16 Düsen auf das Wischtuch befördert wird. Das erklärte Ziel: Schmutz lösen und aufnehmen, statt ihn zu verteilen. Der Narwal Flow macht in verschiedenen Wischtests einen wirklich guten Job. Durch die ständige Wasserzufuhr bleibt die Walze schön frisch und befördert den Schmutz zuverlässig in den integrierten Schmutzwassertank.
Frisch verschüttete Flüssigkeiten machen dem Narwal Flow keine Probleme, eingetrocknete Flecken oder Schmutz von dreckigen Hundepfoten bringen ihn schon eher zum Schwitzen. Durch die intelligente Schmutzerkennung fährt der Roboter bei Bedarf nochmal über die betroffene Stelle. Spätestens nach dem zweiten Wischvorgang sind auch hartnäckigere Verschmutzungen beseitigt. Besonders beeindruckend: Die Walze fährt wirklich sehr nah an Kanten heran und reinigt auch dort gut.
Das neue Wischsystem macht einen tollen Job. (Bild: Apfellike.com)
Während die früheren Narwal-Roboter noch eine recht überschaubare Saugleistung hatten, gehörten die jüngeren Modelle meist zu den Spitzenreitern in dieser Kategorie. Auch der Narwal Flow muss sich mit seinen 22.000 Pa definitiv nicht verstecken. Die gesteigerte Power macht sich vor allem bei der Teppichreinigung bemerkbar. Etwa der Freo Z10 Ultra hat hier schon eine super Arbeit verrichtet, aber der Flow setzt nochmal einen drauf. Die neue CarpetFocus-Funktion übt so viel Druck auf den Teppich aus, dass selbst tiefliegender Schmutz oder festsitzende Haare keine Chance haben. Der Saugtest des Narwal Flow hat mich also durchweg überzeugt.
KI-gestützte Navigation mit Problemchen
Besonders stolz scheint Narwal auf die Intelligenz seiner Flow-Serie zu sein. Hinter dem Namen „NarMind Pro“ verbergen sich unter anderem Dual-RGB-Kameras, ein leistungsstarker Prozessor sowie KI-Unterstützung für eine möglichst genaue 3D-Kartierung und Hinderniserkennung. Bei der ersten Kartierung muss man neidlos anerkennen, dass das Ergebnis bereits sehr gut gelungen war. Manch Vorgänger zickte an dieser Stelle bereits.
Bei der Hinderniserkennung schlägt sich der Roboter allerdings nur bedingt gut. Größere Gegenstände erkennt er einwandfrei und umfährt sie. Ein herumliegendes Taschentuch saugte der Flow aber genauso selbstbewusst ein wie das herunterbaumelnde Ende eines Ladekabels. Schade, denn der Narwal Freo Z10 Ultra hat bei der Hindernisvermeidung durchweg eine super Leistung abgeliefert. Ob der Wegfall des LiDAR-Turms der Grund dafür ist, kann ich nicht beurteilen. Insgesamt bleibt es also bei meiner ständigen Empfehlung: Den Boden von herumliegendem Zeug befreien und dann erst den Saugroboter loslegen lassen.
Der hungrige Narwal Flow vergreift sich am Ladekabel. (Bild: Apfellike.com)
Reinigungsstation ohne Extras
Wir kennen das Spielchen bereits von zig anderen Modellen: Die Multifunktions-Basis entleert den Staub, reinigt den Wischer und trocknet ihn anschließend auch. Wirklich neu ist beim Narwal Flow nur, dass nun auch der Roboter eigene Wassertanks hat, die die Station befüllt beziehungsweise entleert. Für Konkurrenzmodelle ist aber auch das nichts Außergewöhnliches. Bis auf das schöne Design fehlt der Reinigungsstation ansonsten alles, was ich als Besonderheit hervorheben könnte. Denn tatsächlich bietet sie durch den Wegfall der automatischen Reinigungsmittel-Dosierung sogar weniger als der direkte Vorgänger. Und ich bin ganz ehrlich: Es ist total nervig, das Reinigungsmittel jedes Mal selbst einzufüllen. Auch das Reinigen der Walze dauert ziemlich lange, was ich im Gegenzug für eine bessere Hygiene aber gerne in Kauf nehme.
An dieser Stelle könnte sich ein automatisch dosiertes Reinigungsmittel befinden – könnte… (Bild: Apfellike.com)
Eine ganz kleine Besonderheit gibt es dann doch, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn wer am Aufstellort einen Festwasseranschluss hat, kann den Narwal Flow auch mit Compact Dock kaufen. Wie der Name schon sagt, ist dieser deutlich kompakter, da die klobigen Wassertanks der Basis fehlen. Die Reinigungsfunktion für die Walze und die Staubabsaugung bietet die kleinere Station natürlich auch. Wirklich irre finde ich nur, dass die Variante mit Compact Dock satte 200 Euro teurer ist als der große Bruder mit Standard Dock.